SPD-Ferienfraktion informiert sich im Oberurseler Stadtwald über Holzverkauf und Nachpflanzung.
Der Oberurseler Stadtwald liegt allen Bürgerinnen und Bürgern am Herzen. Daher informierten sich am vergangenen Freitag, 25.06.2021, die Fraktionsmitglieder der SPD und interessierte Mitbürger über den Zustand des Waldes. Der neue SPD-Vorsitzende Sebastian Imhof begrüßte die knapp 40 Personen zur „Fraktion vor Ort“. Der Oberurseler Revierförster des BSO – Luis Kriszeleit – berichtete über die aktuelle Situation des Waldes und die Pläne zur Aufforstung.
Der Stadtwald Oberursel hat eine Gesamtgröße von 745 Hektar. Das Verhältnis Nadel-/Laubwald in Prozent: Ca. 60 % Laubholz und 40 % Nadelholz. Es gibt viele verschiedene Baumarten im Stadtwald, die zu vier Gruppen (Baumartenanteile nach Gruppen) zusammengefasst werden: 34% Buche, 25% Eiche, 23% Fichte und 18% Kiefer/Lärche/Douglasie. Die Dürre der vergangenen drei Jahre und der damit zusammenhängende Borkenkäferbefall hat zum Fichtensterben geführt. Im Stadtwald Oberursel sind damit etwa zwei Drittel des Fichtenbestands dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen.
Bei der Exkursion stand die Naturverjüngungsfläche in der Waldabteilung 3 nahe dem Schulwald im Fokus. Die Abteilung 3 mit ca. 25 Hektar Gesamtfläche wurde im Jahr 2019 von 100 bis 120 Jahre alten Fichten-Bestand geräumt. Die Räumung wurde mit den Harvester sogenannten Vollernter durchgeführt. Die Maschinen werden so bodenschonend wie möglich eingesetzt. Die Befahrung findet nur auf sogenannten Rückegassen statt, die alle 30 Meter angelegt sind und somit 10 Prozent der Gesamtfläche ausmachen. Über 9.000 Festmeter Schadholz wurden aus der Abteilung 3 entnommen. Das entspricht ca. 250 LKW-Ladungen.
Auf vielen Kalamitätsflächen in Oberursel kann auf die Naturverjüngung gesetzt werden wie auch bei der Abteilung 3, da der Oberurseler Stadtwald ein sehr breites Baumartenspektrum hat und somit viele potentielle Samenbäume bietet. Unter Naturverjüngung ist die Selbstaussamung wie Aufschlag (nicht flugfähige Samen, wie z.B. Eiche, Buche und Esskastanie), Anflug (flugfähige Samen wie Fichte, Kiefer, Birke und Ahorn) oder die vegetative Vermehrung durch Stockausschlag oder Wurzelbrut zu verstehen. Dies trifft vor allem auf die tieferen, stadtnahen Lagen im Oberurseler Stadtwald zu.
Förster Luis Kriszeleit informierte ausführlich über die Vermarktung des Holzes. Nur ein Teil der gefällten Fichten konnte als Bauholzqualität verkauft werden. Das sägefähige Holz werde dabei in die Güteklassen A, B, C, D eingeteilt. Die gute Qualität B finde als Bauholz Verwendung. Die schlechteren Qualitäten werden für Paletten, Verpackungsmaterial, Industrieholz und Brennholz verkauft, wobei nur ein Preis von über 20 € pro Festmeter kostendeckend für das Forstamt Oberursel sei.
„Unsere Rettung waren in 2019-2020 die Chinesen“, meinte Kriszeleit, da der europäische Markt kein Holz mehr aufnehmen konnte aufgrund des Überangebotes an Schadholz. Die Chinesen wiederum konnten auf Grund der Handelsrestriktionen nicht mehr in den USA Holz kaufen.
Auf der ehemaligen Kalamitätsfläche Abteilung 3 erklärte Kriszeleit den natürlichen Verjüngungsprozess des Waldes. Adlerfarne, Brombeere, Fingerhut und die „Pionierbäume“ Birke und Weide würden sich zuerst ausbreiten. Dort verjüngt sich der Wald von alleine und besät sich durch die Nachbarbäume Es werden dieses Jahr auch wieder „kleine und große Saatgutsammler“ im Herbst als Waldhelfer gesucht. Hier können Oberurseler Bürgerinnen und Bürger, wie auch Schul- und Kindergartenkinder helfen, die Samen und Früchte der Bäume (Eicheln, Esskastanien und Bucheckern) zu sammeln und diese auf den Schadflächen auszubringen oder dem BSO zur Verfügung stellen, der dann das Saatgut ausbringt. Ziel ist es, durch das Verteilen der Samen fehlende Mischbaumarten auf die Fläche zu bringen. Auf den Schadflächen fehlen die Baumarten Eiche und Esskastanie .„Wir greifen nur auf Saatgut von Bäumen aus dem Stadtwald Oberursel zurück, weil wir da Herkunft und Qualität kennen.“ Durch fremde Samen könnten Krankheitserreger und Pilze eingeschleppt werden. Zudem sind die Mutterbäume an den Standort und die klimatischen Verhältnisse angepasst.
Die künstliche Verjüngung durch Samen- und Pflanzaktionen sei dagegen teuer. Es gab in der letzten Zeit 8.000 Neupflanzungen in der Nähe der Emminghaushütte. Etwa 1 Hektar Fläche wurde beispielsweise mit Eichen, Winterlinden, Esskastanien, Spitz- und Bergahorn angepflanzt. Damit kein Schaden durch Wildbiss auftreten könne, wurde die Fläche eingezäunt. Die Kosten in Höhe von 8.000-15.000 €, die für ein Hektar anfielen, wurden zum großen Teil durch Spenden möglich. Solche Samen- und Pflanzaktionen sollen in Zukunft wiederholt werden. Abschließend meinte Förster Kriszeleit: „Wir können aber nie so viel pflanzen, wie die Natur hervorbringt.“