Oberurseler Metamorphose: Wandlung einer Bombe zum Baum des Friedens

Am Karsamstag, dem 03. April um 16 Uhr pflanzte das Friedensbündnis Oberursel in einer Feierstunde in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kriegerdenkmal in der Adenauer Allee einen jungen Lindenbaum. Hierzulande gilt dieser Baum seit dem Mittelalter als Symbol für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit. Er galt als ein Baum des Volkes und wurde meist zu besonderen Anlässen gepflanzt. Auch das Friedensbündnis Oberursel würdigt mit dieser Pflanzung ein historisches Ereignis, das weltweit von der Friedensbewegung als einer ihrer großen Erfolge bezeichnet wird: Das rechtsverbindliche Inkrafttreten des Atomwaffenverbotsvertrags der Vereinten Nationen am 22. Januar 2021, das nun den Status eines einklagbaren Völkerrechts erlangte.
Bei diesem Vertrag handelt es sich um eine internationale Vereinbarung, der die Entwicklung, Produktion, Test, Erwerb, Lagerung, Transport, Stationierung, Einsatz oder Drohung von Kernwaffen verbietet und ächtet.
Für die internationale Friedensbewegung, damit auch für das Friedensbündnis Oberursel, ist der UN-Atomwaffenverbotsvertrag ein erster großer Erfolg in ihren langwierigen Bemühungen für eine nuklearwaffenfreie Welt. Er ist ein Meilenstein in Richtung atomwaffenfreie Zukunft, wenn auch die bisherigen Atommächte dem Abkommen beitreten. Da der Vertrag weit mehr als nur symbolischen Charakter besitzt, macht er unseren Planeten Erde, somit auch Oberursel, ab sofort ein Stückchen sicherer.*
Das Friedensbündnis Oberursel (Mitglieder von SPD, Grünen, Linken, Attac HTK, DGB HTK und Kunstgriff e.V.) wird diesem bedeutsamen Tag ein lebendiges und wachsendes Denkmal durch Pflanzung eines Lindenbäumchen (Sommerlinde) setzen. Eine auf einem Findling angebrachte Erinnerungstafel soll auch kommende Generationen auf die Bedeutung des Baumes hinweisen. Die Kosten werden gänzlich vom Friedensbündnis getragen.
Unterstützt wurde die Pflanzung der Friedenslinde von der Stadt Oberursel durch Bereitstellung eines geeigneten Standortes und vom BSO, der in den letzten Tagen die Pflanzgrube maschinell ausgehoben und mit einem Absperrzaun gesichert hat. Dieses Erdloch nutzte das Friedensbündnis noch bis Karsamstag, um zur Pflanzung des Lindenbaumes einzuladen und um auf die wachsende nukleare Bedrohung der Menschheit hinzuweisen. Während die Absperrgitter mit Informationstafeln versehen wurden, steckte an der Stelle, wo künftig die Friedenslinde ihre Wurzel ausbildet, kopfüber eine Attrappe der Atombombe B61-12 im Originalmaßstab. Am Karsamstag wurde diese Bombe dann in einer Feierstunde durch die Friedenslinde ausgetauscht, in der Hoffnung, dass sie in ihrem tausendjährigen Leben nicht mit Kriegen konfrontiert wird. Denn selbst die schönste Friedenslinde kann weder Kriege noch Zerstörung unseres Planeten verhindern; sie kann uns aber daran erinnern, dass es die größte Aufgabe und Verpflichtung bleibt, die wir Menschen haben.
*(Mehr Infos: https://www.fr.de/meinung/gastbeitraege/das-atomwaffenverbot-macht-die-welt-sicherer-90175231.html)