SPD-Fraktion besucht heimische Obstbauern

Streuobstwiesen und vor allem Äpfel prägen das Stadtbild von Oberursel. Doch wie steht es um den Rohstoff für Süßen, Apfelsaft und Apfelwein? Das wollte die SPD-Fraktion wissen und besuchte zusammen mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern mehrere heimische Obstbauern.
Erste Station waren die Obstwiesen der Familie Steden. Insgesamt 60 Sorten bauen die Stedens für ihren Apfelwein an. Jörg Steden und sein Sohn Florian erzählten von den wachsenden Herausforderungen. „Dieses Jahr sind es nicht nur weniger Äpfel und die geben weniger Saft,“ berichteten sie. Die Trockenheit mache den Apfelbäumen schwer zu schaffen und sei ein Einfallstor für Krankheiten und Schädlinge. So wie jüngst auch der Borkenkäfer. „Ist der Käfer erst
einmal am Baum, müssen wir den Baum fällen und verbrennen, um den Rest der Wiese zu schützen,“ erklärte Florian Steden.
In Oberstedten hat die Familie Wagner vor fünf Jahren beschlossen, ihren Streuobstwiesen neues Leben einzuhauchen, und startete im großen Maßstab und mit vier Generationen Neuanpflanzungen. Jedes Jahr im November kommen neue Bäume dazu – und immer helfen Nachbarn und Freunde und unterstützen die Wiederaufforstung und interessieren sich auch für Baumpatenschaften. „Wir setzen auf alte Sorten, die in Hessen heimisch und vom Aussterben bedroht sind“, berichtete Horst Eufinger. Apfelbäume erreichen ein Lebensalter von bis zu 120 Jahren. Zehn Jahre braucht es, bis ein Baum geerntet werden kann. Und bis es soweit ist, müssen die jungen Setzlinge regelmäßig mit Wasser versorgt, die jungen Wurzeln vor den Wühlmäusen und Misteln geschützt werden. Eufinger wies darauf hin, dass sich in Oberursels Nachbargemeinden in Streuobstwiesen-Gemeinschaften zunehmend Apfelfreunde engagieren, um die Streuobstwiesen zu retten.Einige Gemeinden unterstützen die Hege und Pflege der Bäume auch finanziell. „Klar ist, dass die Obstwiesen nicht nur Naherholungsgebiet für die Menschen sind. Sie sind auch Rückzugsraum für viele Pflanzen- und Tierarten und wirken klimatisch ausgleichend.“
Am Ziel der Fahrradtour in der Atzelhöhl erwartete Jürgen Ochs die Radler mit frisch gepresstem Süßem. Er konnte nur bestätigten, was Steden und Eufinger berichtet hatten. Die Klimaveränderungen sei eine große Herausforderung, mit der er auch auf seinen Apfelbaumgrundstücken kämpft. „Wir müssen die Bäume erhalten. Denn auf der anderen Seite haben Obstwiesen nachweisbar einen positiven Klimaeffekt und filtern Luft“, so Ochs. Es ärgere ihn, dass immer wieder Grundstücke von den Eigentümern nicht gepflegt werden und verwildern, und das in Zeiten, in denen viele Familien sich wieder für Gärten interessierten. „Die Kleingartenanlagen haben Wartelisten und hier liegen Grundstücke brach.“
Ochs schwebt in Oberursel eine Gemeinschaft, ein Kollektiv vor, indem sich Apfelfreunde und Freizeitkelterer treffen, Wissen weitergeben, sich gegenseitig unterstützen und die Tradition erhalten. „Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob wir es schaffen, ohne Unterstützung die Streuobstwiesen zu erhalten.“ Einige der Teilnehmer an der Radtour steckte die Begeisterung an und sie kündigten an, sich zukünftig für Apfelbaum und Äppelwoi zu engagieren.

Für Antje Runge, Kandidatin für das Amt der Bürgermeisterin, verdeutlicht das, dass die Streuobstwiesen ein großer Bestandteil der regionalen Identität seien. „Deshalb unterstütze ich die Idee eines Kollektivs, bei der die Politik und die Stadtverwaltung stabile Partner sein sollten.“