Ein offenes Ohr in Zeiten von Corona

Um trotz der aktuellen Einschränkungen weiterhin erreichbar zu sein, fand am Samstag, den 4. April, die erste Telefonsprechstunde der Oberurseler SPD statt. Während sich im März noch viele Bürgerinnen und Bürger am Informationsstand auf dem Marktplatz über die Politik der SPD informierten, befanden sich die meisten Gesprächspartner nun im heimischen Wohnzimmer. Die Telefonate begannen fast durchgängig damit, dass die Oberurseler den persönlichen Gedankenaustausch sehr vermissen.
Die Vorsitzende der SPD Oberursel Antje Runge sagt: „Die Telefonsprechstunde wurde sehr gut angenommen. Es ging darum, einfach da zu sein und ein offenes Ohr zu haben. Und natürlich ging es um die Beratung und Vermittlung in Zeiten von Corona. Mit der Telefonsprechstunde und einer geplanten Videokonferenz im Mai gehen wir neue Wege.“
Gleich mehrere Anrufe betrafen die Situation in der Familie. Eine Mutter schilderte, wie groß die Herausforderungen täglich sind. Das Einkommen sei teilweise weggebrochen, da sie nur noch Teilzeit im Wechsel mit ihrem Partner ohne Kinderbetreuung arbeiten könne. Gleichzeitig sei es schwierig, die Kinder ohne Spielgefährten in einer kleinen Wohnung zu beschäftigen. Und vor allem das Homeschooling für das ältere Kind sei ein Problem, da zwar Mobiltelefone, aber kein eigener Computer vorhanden sei. Zumindest bei dem Computer konnte die SPD über eine private Initiative schnell helfen, wobei Bildung keine Frage des Geldes sein darf und alle Kinder die gleichen Zugangsvoraussetzungen haben müssen. Das Thema Kinderbetreuungskosten ist jedoch aus Sicht des SPD-Ortsvereins vor allem Landessache. Die SPD begrüßt die Entscheidung Oberursels, die Kinderbetreuungskosten vorerst nicht einzuziehen; die Belastung darf allerdings nicht bei der Kommune verbleiben. Die Oberurseler Partei hat sich deshalb an die Landes-SPD gewandt, die sich für eine zentrale Lösung mit einem „Sonderfonds Kitagebühren“ für Hessen einsetzt. Auch in den kommenden Wochen wird die SPD die Situation von Familien besonders im Blick behalten.
Das Thema Digitalisierung wurde auch von einem Lokalinhaber angesprochen, der sein Angebot nun online anbieten möchte. Hier konnten wir einen Kontakt zu einem beratenden Start-Up-Unternehmen herstellen. Viele Lokale liefern derzeit nach Hause, genau wie der Einzelhandel, und die Kreativität des Oberurseler Gewerbes ist dabei im Vergleich zu anderen Städten besonders groß. Unser Appell geht an alle Bürger, auf diese Weise den lokalen Handel zu unterstützen.
Ein wichtiger Hinweis für die älteren Anrufer, die am Telefon nach einer Einkaufshilfe fragten, war die gemeinsame Aktion von Jusos, Grüner Jugend und Fridays for Future, wie auch die der Nachbarschaftshilfe Oberursel. Die Helfer übernehmen sowohl das Einkaufen, wie auch Apothekengänge bis hin zum Gassigehen mit dem Hund. Allerdings werden die Angebote vor allem über die sozialen Netzwerke beworben, so dass die Information dazu noch nicht alle erreicht hat. Es entstand die Idee, die Einwohner ab einem Risikoalter zentral anzuschreiben und über die Hilfsangebote zu informieren. Digitalisierung war damit das durchgehende Thema der Telefonate. Auch wenn ein großer Nachholbedarf besteht, ist die momentane Situation eine Chance für die Weiterentwicklung und ein wichtiger Impuls für die Zukunft.
Der letzte Anrufer der Telefonsprechstunde wollte einfach seine Hilfe anbieten: Diese Bereitschaft und das Miteinander in Oberursel sind großartig. „In der aktuellen Situation kommt es stärker denn je auf gesellschaftlichen Zusammenhalt und Solidarität an. Das sind Werte, die die SPD von jeher leiten“, so Antje Runge.