Bei ihrem traditionellen Neujahrsempfang im Oberurseler Rathaus hat die SPD Oberursel rund 140 Gäste begrüßt. Neben SPD-Mitgliedern waren auch wieder zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der politischen Mitbewerber, der Vereine und Verbände sowie Repräsentanten der Kirche und Bildungsträger erschienen. Die Frage nach einer sozialen und ökologischen Stadtentwicklung stand dabei im Fokus des Abends. Auch der Jahreskulturpreis Oberursel (JaKOb) wurde zum inzwischen 9. Mal verliehen.
Die Vorsitzende der Oberurseler SPD, Antje Runge, begrüßte die Anwesenden mit den besten Wünschen für ein gutes neues Jahr 2020. In ihrer Eröffnungsrede stellte sie heraus, wie wichtig es sei, Neues zu wagen und mutig in die Zukunft zu schauen. „Soziale Gerechtigkeit ist wichtiger denn je. Wir setzen uns als SPD dafür ein, dass bei der Entwicklung der Stadt – sei es in Bezug auf bezahlbaren Wohnraum, gesellschaftliche und kulturelle Teilhabe oder auch in der Kinderbetreuung – der Querschnitt unserer Gesellschaft mitgedacht wird“, so Runge. Das Tempo von Veränderungen habe in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Und hierauf müsse sich die Politik einstellen und entsprechend reagieren, damit Lebensqualität erhalten bleibe. Ziel müsse es sein, dass in Oberursel weiterhin alle Menschen – Familien mit Kindern, Ältere, aber auch Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen – willkommen seien. Weiterhin spiele das Thema Mobilität sowohl unter sozialen als auch ökologischen Gesichtspunkten eine bedeutende Rolle. „Wir wollen den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs als echte Alternative zum Auto vorantreiben. Dazu sind bezahlbare Tarife und häufige Taktungen notwendig“, stellte Runge fest.
Bürgermeister Hans-Georg Brum gab den Gästen anschließend einen Überblick über aktuelle Themen der städtischen Politik. Dabei kamen sowohl Infrastrukturprojekte wie aktuelle Bauvorhaben, der Gewässerschutz oder das geplante Gefahrenabwehrzentrum zur Sprache. Im Bereich der Wirtschaftspolitik stelle insbesondere die Insolvenz von Thomas Cook die Stadt sowie den Haushalt vor Herausforderungen. Hier fielen 1200 Arbeitsplätze weg. Im kulturellen Bereich freute sich Brum zu berichten, dass mit den Literaturtagen das kulturelle Angebot in Oberursel in diesem Jahr erstmals um eine weitere Facette bereichert werden könne. Auch die Entwicklung eines Kulturzentrums im Alberti-Komplex prognostizierte er positiv.
Der diesjährige Gastredner Thomas Wissgott, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF), gab den Gästen zunächst einen Überblick über die Strukturen und die vielfältigen Aufgaben der VGF. Mit Blick auf den Oberurseler Stadtbusverkehr ging Wissgott auf die Herausforderungen des Öffentlichen Personennahverkehrs in der Zukunft ein. So sei etwa der Umstieg von Dieselbussen hin zu elektrisch angetriebenen Bussen oder Antrieben auf Wasserstoffbasis sehr kostenintensiv. Ein Elektrobus koste nahezu das Doppelte im Vergleich zu einem Dieselbus. Hier gäbe es jedoch Fördermöglichkeiten durch das Land Hessen. Ein weiterer wichtiger Aspekt seien aus Sicht von Wissgott die Tarifgrenzen. Diese müssten gemeinsam mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) diskutiert werden, da dieser für die Festlegung der Preise und Tarife zuständig sei. „Der Öffentliche Nahverkehr muss bezahlbar sein, sonst wird man nicht umsteigen“, so Wissgott. Gleichzeitig müsse es beispielsweise durch eine entsprechende Parkraumbewirtschaftung teurer werden, mit dem Auto in die Stadt zu fahren. „Die Attraktivität des Autos muss unbequemer werden,“ forderte Wissgott. Moderne Technologien, wie etwa die weite Verbreitung von Smartphones, böten hier Möglichkeiten, das Angebot noch individueller auf den Bedarf der Fahrgäste abzustimmen.
Abschließend stand die Verleihung des JaKOb auf dem Programm. Preisträger des JaKOb, der mit einem Preisgeld von 250 Euro dotiert ist und zu dem auch eine handgefertigte Skulptur der „Kunsttäter“ gehören, war in diesem Jahr der Verein „Initiative Opferdenkmal e.V.“. Der diesjährige Preisträger habe sich um das kulturelle Leben in Oberursel im Bereich Erinnern und Gedenken besonders verdient gemacht. Der Verein, der 2008 auf Vorschlag von Dr. Eberhard Laeuen aus der AG „Nie wieder 1933“ hervorgegangen war, hatte zum Ziel, ein Denkmal für die Oberurseler Opfer des Nationalsozialismus zu errichten. „Das Errichten des Denkmals hinter der Hospitalkirche, das uns alle immer wieder zum Innehalten und Nachdenken anregt, hat eine eigene Geschichte. Anfangs wurde die Idee von vielen kritisiert. Erst durch das große Engagement der Mitglieder der AG „Nie wieder 1933“ wuchsen jedoch die Zustimmung und die Akzeptanz bei den Bürgerinnen und Bürgern und den Stadtverordneten“, weiß Runge zu berichten. „Und das ist aus meiner Sicht eine typische Oberurseler Geschichte: dass es einen großen Bürgersinn gibt, eine Gemeinschaft und eine große Teilnahme und Teilhabe zugleich. Wir stehen als Oberursel zusammen“, so Runge. Das Denkmal verknüpfe Vergangenheit und Zukunft und sei heute wieder aktueller denn je. „Antisemitismus, Rassismus und Rechtspopulismus werden auch in Deutschland wieder stärker und breiten sich aus. Lassen Sie uns daher gemeinsam eintreten für Demokratie, lassen Sie uns mutig sein, solidarisch sein und Flagge zeigen“, forderte Runge die Anwesenden auf. Runge würdigte auch das große Engagement des Vereins, zu dem neben der Ausrichtung der Gedenkfeier am 27. Januar auch Lesungen sowie eine jährliche Veranstaltung rund um die Reichspogromnacht gehören. Für die „Initiative Opferdenkmal“ bat Runge die Vorsitzende Annette Andernacht sowie Eberhard Laeuen auf die Bühne, die den Preis stolz entgegennahmen. „Wir können Geschichte nur erfassen, wenn wir emotional davon berührt sind. Auch dafür steht dieses Denkmal“, so Andernacht in ihrer Dankesrede. Sie freue sich besonders, dass am 9. November 2015 eine Lichterkette als Teil der Willkommenskultur ihren Ausgangspunkt an dem Denkmal genommen habe. „Erinnern heißt, wachsam sein und hinschauen“, so Andernacht mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen.
Bei einem Get-together ließen die Gäste anschließend bei kleinen Snacks und intensiven Gesprächen den Abend gesellig ausklingen.
SPD Oberursel blickt mit Mut zur Gestaltung auf das Jahr 2020
