Wie geht’s weiter mit der Oberstedter Infrastruktur? Dieser drängenden Frage ging die SPD-Fraktion zusammen mit der SPD Oberstedten am 15. September bei einem Rundgang im Ortsteil nach. Die Stationen waren die neuralgischen Punkte Raiffeisenbank und Taunushalle, dann ging es weiter zum Forellengut.
An der Raiffeisenbank kritisierten die Sozialdemokraten die unvermittelte Verlegung der Zentrale nach Bad Homburg und machten die Wichtigkeit des Verbleibs einer Raiba-Filiale mit Schalterbetrieb im Ort Oberstedten deutlich. Auch erinnerten sie an die Bedeutung einer Genossenschaftsbank als Bank für „kleine Leute“ mit Servicebetrieb für ihre Kunden. „Wenn die Raiba hier Wohnungen bauen will, dann ist das zwar betriebswirtschaftlich nachvollziehbar und es entlastet vielleicht den Wohnungsmarkt. Dennoch muss die Grundversorgung in Oberstedten mit Bankdienstleistungen erhalten bleiben“, so die Stedter SPD-Vorsitzende Elenor Pospiech.
Auch brauche Oberstedten eine neue Stromtankstelle im Ort, nachdem die Raiba ihre sang- und klanglos abgebaut habe. Die SPD Oberstedten habe sich bereits im Ortsbeirat stark gemacht, dass ein neuer Standort für eine E-Tankstelle gefunden werden soll, ergänzte Ortsbeiratsmitglied Jutta Niesel-Heinrichs.
An der nächsten Station, der Taunushalle, drehte sich das Gespräch mit Bürgermeister Hans-Georg Brum um die Zukunft des Restaurants und der Halle. Bürgermeister Brum erinnerte an die Verpflichtung, ausreichend Plätze im Kindergartenbereich anbieten zu müssen. Und dafür habe man die Räume des Restaurants Taunusblick ins Visier genommen. Dass die Stadt eine hinreichende Anzahl an KiTa-Plätzen anbieten müsse, darüber bestand Einigkeit. Allerdings diskutierte die Gruppe an der Taunushalle auch kontrovers mit Bürgermeister Brum über die Entwicklung der Stedter Infrastruktur. Am liebsten würden die Oberstedter nämlich wieder einen Wirt für die Gaststätte Taunusblick finden und wünschen sich eine Ausschreibung des Restaurantbetriebs, betonte Markus Schmidt vom Ortsbeirat. Zudem möchten sie die Hallenbenutzung für die Großveranstaltungen der Stedter Vereine gesichert wissen.
Anschließend wurden die Räumlichkeiten des Billard- und Dartclubs besichtigt, der sich in der ehemaligen Kegelbahn und im Vereinsleben gut eingerichtet hat und nun die sportliche Infrastruktur Oberstedtens bereichert. Vorsitzender Bernd Haimerl und Schriftführer Dr. Björn Peters zeigten den Sozialdemokraten, denen sich auch Landtagskandidat Henning Groskreutz (SPD) angeschlossen hatte, den Billard- und Dartbereich, wo ein reger Trainings- und Turnierbetrieb herrscht. Der Verein überlege, so Peters, zweitägige Ranglistenturniere für Dart nach Oberstedten in die Taunushalle zu holen.
Letztes Ziel des Rundgangs war das Forellengut, ein Highlight der Oberstedter Infrastruktur. Fischzuchtmeister Rolf Herzberger berichtete ausführlich und mit Herzblut über die Geschichte und die Zukunftspläne seines Betriebes. Bei der Besichtigung und Vorstellung des Forellenguts ging Herzberger weit in die Geschichte zurück. 1895 sei die Fischzucht, 1933 das Restaurant entstanden. Ende der 50 Jahre habe er den Betrieb übernommen, den er seitdem erfolgreich führt. Immer wieder hätten wasserrechtliche Fragen eine große Rolle gespielt, erklärte er.
Rolf Herzberger, einst selbst SPD-Stadtverordneter in Oberursel, ist beim Thema „Wasser“ ganz in seinem Element. Auf die Frage von Landtagskandidat Henning Groskreutz (SPD), wie das Wasser behandelt werde und wie sich der trockene Sommer auf den Betrieb auswirke, stellte Herzberger den Produktionskreislauf vor. Das Wasser werde mittels einer Pumpe von den unteren Becken nach einer Reinigung mittels Pflanzen nach oben gepumpt; so entstehe ein Wasserkreislauf, der auch in trockenen Zeiten funktioniere. Zur Optimierung und zur Ertragssteigerung will Herzberger aber eine teure Flüssig-Sauerstoffanlage einrichten, die die Fische auch in trockenen Sommern optimal versorge. („Damit ich keine schlaflosen Nächte mehr habe.“) Herzberger freut sich, dass regionale Produkte in der Gastronomie immer stärker nachgefragt werden. Da lohne sich das hochwertige Futter, das seine Fische erhielten. Sorgen machten ihm aber vor allem die Waschbären, die neben Kormoranen und Füchsen, die Fischzucht bedrohten. Hier hoffe er auf mehr Einsicht der Politik.
Nachdem die Gruppe von SPD-Politikern und Bürgern alle Fischbecken besichtigt und auch einen 12-jährigen lebenden Stör bestaunt hatte, stand dann die Wahl für den Mittagsteller an: vier Forellenarten, Karpfen, Zander und anderes mehr werden für den verwöhnten Gaumen angeboten. So fand der Rundgang „SPD on Tour“ in der Gaststätte des Forellenguts einen krönenden Abschluss.