Dicht gedrängt standen die Menschen im Großen Saal des Oberurseler Rathauses als die Veranstaltung am Freitag, dem 27. Januar, um 19 Uhr losging. Mehr als 150 Gäste waren zum mittlerweile etablierten Neujahrsempfang der SPD Oberursel erschienen. Gekommen waren neben SPD-Parteimitgliedern auch Repräsentanten anderer Parteien sowie Vereinsvorsitzende und Vertreter der Kirchen. Fragen rund um den sozialen Zusammenhalt bildeten das zentrale Thema des Abends.
Ortsvorsitzender Matthias Fuchs eröffnete den Abend mit Wünschen für ein gutes neues Jahr 2017. Fuchs gedachte zu Beginn seiner Rede der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau vor 72 Jahren und der Opfer des Nationalsozialismus. Er hob die Bedeutung des Erinnerns hervor und setzte damit auch ein Zeichen für Demokratie und Freiheit, in der aktuellen politischen Landschaft wichtiger denn je.
Im weiteren Verlauf seiner Rede ging der Ortsvereinsvorsitzende auf den überraschenden Stabwechsel von Sigmar Gabriel zu Martin Schulz als Kanzlerkandidat der SPD ein. Er betonte den Mut und die menschliche Größe, die Gabriel mit seinem Schritt bewiesen habe und die heute selten geworden sei. Mit Martin Schulz sei jetzt ein Mann angetreten, der deutlich mache, dass er gewinnen will. Die Oberurseler SPD freue sich auf einen spannenden Wahlkampf unter dem Motto Zeit für mehr soziale Gerechtigkeit.
In einem kurzen Gespräch mit der stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Doris Mauczok bestätigte Bundestagsabgeordneter Dr. Hans-Joachim Schabedoth die Einschätzung zu Martin Schulz: Die SPD will deutlich machen, dass sie für alle Menschen gleichermaßen eintritt und alle auf den Weg in eine sozial gerechtere Zukunft mitnehmen. Niemand soll sich im Stich gelassen fühlen. Martin Schulz macht Lust auf Zukunft und er weiß, wir brauchen eine europäische Solidarität.
Die anschließende Diskussion moderierte Stefan Böhm-Ott, Gesprächspartner waren Prof. Dr. Martin Wentz, Stadtplaner und ehemaliger Planungsdezernent der Stadt Frankfurt, und Bürgermeister Hans-Georg Brum. Rund um die aktuelle Stadtentwicklung in Oberursel und der regionalen Perspektive ging es vor allem um die Chance auf bezahlbaren Wohnraum. Wentz hob hervor, dass die Rhein-Main-Region bereits in den 90er Jahren eine große Zuwanderung bewältigt habe und die jetzige auch stemmen könne. Wichtig sei, dass nicht eine Kommune versuche, ihre Wohnungsprobleme zu Lasten anderer Gemeinden zu lösen, denn alle stünden vor derselben Herausforderung. Einkommensschwache und ältere Menschen werden verdrängt und die soziale Spaltung schreitet voran. Das muss durch Wohnungsbau gestoppt werden und das Handeln darf nicht an der Stadtgrenze aufhören, so Wentz. Brum schloss sich dieser Devise an und betonte, dass es in Oberursel eine Symmetrie der Bevölkerung unter Berücksichtigung sozialer Kriterien gebe und das auch in Zukunft so bleiben solle. Mit maßvoller Nachverdichtung und Konversion sollen bei guten infrastrukturellen Voraussetzungen in den nächsten fünf Jahren 1000 neue Wohnungen entstehen. Bürgermeister Brum sagte: Wir brauchen Veränderung. Wir brauchen eine Chance auf bezahlbaren Wohnraum, damit auch Erzieherinnen oder Erzieher und Facharbeiterinnen bzw. Facharbeiter in Oberursel wohnen können. Wir haben viele Flächen, die sich zum Bauen anbieten und wollen vernünftige Übergänge in der Mitte schaffen.
Zum Abschluss des Empfangs wurde der Verein KulturLeben Hochtaunus mit dem Jahreskulturpreis Oberursel, genannt JaKOb, geehrt. Der Verein engagiert sich für die kulturelle Teilhabe bedürftiger Menschen und vermittelt unbürokratisch Veranstaltungs-karten an Interessierte, die sich mit ihrem Einkommen keinen Kulturbesuch im Alltag leisten können. In ihrer Laudatio unterstrich SPD-Vorstandsmitglied Antje Runge: Armutsprävention und Bildungsteilhabe gehören zusammen Kultur darf kein Extra sein. Der Verein KulturLeben Hochtaunus sticht durch sein großes Engagement für Viele hervor. Doch sein Tun wird erst dann zum Erfolg, wenn wir uns alle engagieren. Lassen Sie uns gemeinsam dafür werben, damit Vielen der Zugang und die Teilhabe an Kultur möglich wird. Gestaltet wurde die Preis-Statuette von Beate Rausch-Bremser, der Preis ist mit 250 Euro dotiert.
Während des Abends hatten die Gäste die Möglichkeit, ihre Wünsche für Oberursel auf Papier zu bringen. Die SPD versprach, alle Anregungen aufzunehmen und sorgfältig zu prüfen, wie weit sie sich in der Kommunalpolitik umsetzen lassen. Der unterhaltsame Abend klang schließlich bei Essen und Getränken mit angeregten Gesprächen aus. Eine gelungene Veranstaltung, besonders durch die auflockernden Gesprächsrunden und die verschiedenen Facetten der Programmpunkte, war ein häufig geäußerter Kommentar der Gäste.