SPD-Ferienfraktion auf Zeitreise zurück in die industrielle Vergangenheit

Von Neugierde getrieben fanden sich wohl an die fünfzig Bürgerinnen und Bürger zur SPD-Ferienfraktion am 2. September ein, um eine den meisten Oberurselern unbekannte Werkstätte höchster technisch-handwerklicher Präzisionsarbeit in ihrer Stadt, die zugleich ein Industriemuseum der ganz besonderen Art ist, zu besichtigen. Die Rede ist von dem Unternehmen Medidenta Schramm, das am Gattenhöferweg angesiedelt ist und im Bereich der Instandsetzung mechanischer Fahrzeugteile und Bremstechnik und der Oldtimer-Rekonstruktion und -Wartung eine führende Stellung in Deutschland einnimmt.

Von den Brüdern Schramm geführt, die den Betrieb von ihrem Vater, einem begnadeten Sammler, übernommen haben, kamen die Besucher des knapp zwei Hektar großen hinter Fichtengehölz verborgenen Fabrikgeländes aus dem Staunen nicht heraus. Wohl an die über dreißig Oldtimer von der beginnenden Motorisierung um die Jahrhundertwende bis in die sechziger Jahre waren in den Hallen versammelt, teils in tadellos blitzblankem Chrom und Lack vor allem die Fahrzeuge aus den dreißiger Jahren, teils im Zustand, wie sie irgendwo in einer Scheune als zum Traktor umgebaute Opel–Hälfte auf einem LPG-Betrieb in der DDR wiederentdeckt wurden.

Wie die Brüder Schramm betonten, sei es ihre Unternehmensphilosophie alte Fahrzeuge nicht in solche mit modernem Innenleben zu verwandeln, sondern die alten Fahrzeuge so zu rekonstruieren, wie sie einst betrieben wurden. Das erfordere defekte oder fehlende alte Fahrzeugteile erneut herzustellen, was einen erhebliches technisches Knowhow erfordere, das in der heutigen Automechaniker-Ausbildung nicht mehr gelehrt und gelernt werde. Vieles hätten sie der Weitsicht ihres Vaters zu verdanken, der zum Beispiel eine Maschine zur Sitzpolsterung mit Rosshaar, wie dies früher üblich war, gerettet habe, die man noch heute einsetze.

Industriemuseum sind einige der Fabrikhallen aber auch, weil viele der dort gesammelten Gegenstände nicht nur die Geschichte des Automobilbaus dokumentieren, sondern auch deshalb, weil der Vater ein begeisterter Kinofan war und er eine Reihe von Filmvorführapparaturen für das große Kino aus den zwanziger und dreißiger Jahren gesammelt hat. Vielleicht – so machten die Brüder Schramm Hoffnung – könne man im Rahmen des Orscheler Sommers einmal alte Filme auf den alten Vorführgeräten abspielen.

Zu guter Letzt wurden die teils staunenden, teils hingerissenen Besucher auch noch mit Kaffee und Kuchen bewirtet, so dass man des Lobes voll nach einem hochinteressanten Nachmittag die Erkundung eines unbekannten Territoriums auf der Oberurseler Gemarkung abschloss.