Von einer Krise in die nächste – wie geht es weiter in Europa?
Die Frage treibt zurzeit viele Menschen um und zog viele Besucher an, der Georg Hieronymi-Saal war gut gefüllt. Lars Kieneck, der stellvertretende Vorsitzende der SPD Oberursel freute sich sichtlich bei seiner Begrüßung über die große Resonanz. Für den Bundesbankpräsidenten a.D. Ernst Welteke war es ein Wiedersehen seiner ehemaligen Wirkungsstätte als Stadtverordneter in Oberursel, lange bevor er hessischer Finanzminister und dann Präsident der Deutschen Bundesbank wurde. Das ist doch der ehemalige Stadtverordnetensaal stellte er sofort fest. Der Saal, auch darauf wies Lars Kieneck hin, wurde schon vielfältig genutzt, von einer Tanzschule, als Hessentagsbüro und für kulturelle Veranstaltungen.
Die Krise ist zurzeit das herrschende Thema in den Medien, ein Gipfeltreffen jagt das andere. Wir haben aber keine Euro-Krise, der Euro als Währung ist stabil, auf diese Richtigstellung legte Ernst Welteke gleich zu Beginn seiner Ausführungen großen Wert. Die gegenwärtige Krise aber als reine Staatsschuldenkrise zu bezeichnen sei auch nicht die ganze Wahrheit führte er weiter aus, um noch einmal die Ursachen ins Gedächtnis der Zuhörer zu rufen. Ausgelöst durch die Pleite von Lehman Brothers sei ab 2008 die Staatsverschuldung bei allen Staaten immens angestiegen. Die Ursachen lägen aber weiter zurück. Zum einem erinnerte er an die Chicagoer Schule von Milton Friedmann, die dem freien Spiel der Märkte, die sich selbst regulierten das Wort redete, dem Staatsoberhäupter weltweit willig folgten. Die Sitte der ehrbaren Kaufleute, Geld gegen Werte zu verrechnen, wurde aber schon vorher über Bord geworfen.
Die Finanzgeschäfte, die heute weltweit über den Globus liefen wären ohne IT-Technik schlechtweg unmöglich. Gegenwärtig entschieden weitgehende EDV-Systeme über An- und Verkäufe beim Wertpapiergeschäft. Diese Gemengelage stellt die heutige Politik vor schwierige Entscheidungen. Sein Rat, Europa nicht nur als Währungsunion sondern auch als politische Einheit zu stärken, sei das Gebot der Stunde und eine friedenssichernde Maßnahme, damit zitierte er auch Altbundeskanzler Helmut Schmidt. Besonders die deutsche Wirtschaft profitiere vom europäischen Wirtschaftsraum. So ist das Exportvolumen Deutschlands nach Spanien und Italien zum Beispiel größer als nach Brasilien, Indien und China zusammen. Die Europäische Union sei eine Solidargemeinschaft. Mit dem Euro könnte innerhalb der Währungsunion die unterschiedliche Wirtschaftskraft der Staaten nicht mehr über ein Währungsgefälle ausgeglichen werden. Insofern müssten andere Mechanismen greifen.
Die Diskussion verlief besonders beim Thema Griechenland emotional. Ernst Welteke stellte dabei aber fest, dass bislang noch kein einziger Cent deutscher Steuergelder nach Griechenland geflossen sei. Letztlich würden vor allem die Banken im Moment gut verdienen, die sich zu niedrigen Zinsen Geld bei der EZB leihen könnten und für deutlich höhere Zinsen an Staaten wie Griechenland Kredite vergeben.